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der alte „Legionär“ Peteris aus Lettland wird in sechs Monaten 90 - wenn er es noch erlebt. Der alte Herr hat Krebs im ganzen Körper. Mit guten Medikamenten, die wir beschafft haben, läßt sich sein Leben ein wenig verlängern, ein wenig erleichtern. Er wird eines Tages schmerzfrei einschlafen. „Maximal 6 Monate“ sagen die behandelnden Ärzte. „25 Jahre Sibirien“ sagten Stalins Blutrichter nach 1945 zu Peteris. Er war „Legionär“. So nannten sich die lettischen Soldaten, die im II. Weltkrieg auf deutscher Seite kämpften. Sie kämpften nicht aus Liebe zu Hitler. Sie kämpften gegen Stalin, einen der größten Massenmörder der Menschheits-Geschichte. Sie kämpften – wie mein Vater auch – für die Freiheit ihrer lettischen Heimat. Die meisten starben in Sibirien. Peteris überlebte, kam nach 21 Jahren zurück in seine Heimat. Aber jetzt geht seine Zeit auf dieser Welt dem Ende entgegen. Er hatte nur noch diese Wünsche an mich: Einen Rollstuhl und keine Schmerzen. Beide Wünsche konnten wir ihm erfüllen. Kein Thema für „soziale Propaganda“, die ich verabscheue. Aber ein Funken gelebter Menschlichkeit. Ich bin dabei nur ausführendes Organ. Die Freunde der AKTION REISKORN e.V. – zu denen auch Sie gehören – haben das möglich gemacht.
Das Foto 1. Ein trauriges Bild. Armut, Krankheit. Es zeigt Peteris im Rollstuhl und seine Frau, die ihn darin schiebt. Dieser simple Rollstuhl ist für die alten Herrschaften – so sagen sie es selber – ein „Gottesgeschenk“. Die alte Daiga (88) kann ihren Mann nicht mehr heben, nicht einmal aus eigener Kraft zur Toilette bringen. Nur ein winziges Flämmchen verbleibender Menschenwürde wünscht sich Peteris. Allein mit Rollstuhl zur Toilette – und zum Fenster, um ein wenig auf die Straße sehen zu können. Leben sehen. Nicht nur im Bett liegen und auf den Tod warten. Deswegen nennt er den Rollstuhl „Gottesgeschenk“. Sehen Sie sich noch einmal das traurige Foto 1 an. Es sagt viel aus, obwohl es nur eine simple Amateur-Aufnahme ist.
Dr. Aina Balasko, „Engel der Deutschen“ – Sie zeigte mir den Blinden, der nur noch von der Illusion lebt
Foto 2. Darauf zu sehen: Der blinde Janis (36) mit Gitarre. Dr. Aina Balasko (72), in Lettland bekannt als „Engel der Deutschen“ und ich, Blindenheim in Riga. Nur damit es sich „milder“ anhört, heißt das Blindenheim nicht Blindenheim, sondern „Heim für Sehbehinderte“. Am Elend der Menschen dort ändert der Name nichts. 252 Menschen leben dort. Alter: Von 31 bis 94. Blinde, deren Familien sich nicht um sie kümmern. Keine Zeit, kein Herz, keine Möglichkeit. Janis ist einer von den 252. Mit 6 Jahren eine besonders schwere Form der Diabetes, mit 7 schon blind. Zwei gesunde Brüder, eine gesunde Schwester, gesunde Eltern, die nicht in Not lebten. Aber Janis war ihnen lästig. Sie „entsorgten“ das arme Kind. Abgeschoben in ein Heim für körperlich und geistig behinderte Kinder – und für Blinde. Bequem für sie. Grauenvoll für den Jungen. Irgendwann kam Janis in das Blindenheim, in das mich der „Engel der Deutschen“ brachte, unsere gute Dr. Aina Balasko.
Dieses Haus wird mit großer, großer Liebe von Inese Bancevita (49) geleitet. Viel Liebe, viel Arbeit, viel Armut. Das ist dort die Situation. |
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